Desert Springs Golf – Spaniens Wüste, Tour-Anspruch und ein Hauch Arizona

Desert Springs Golf – Spaniens Wüste, Tour-Anspruch und ein Hauch Arizona

Visatabella Golf – Zwischen Palmen, Bunkern und Birdies Du liest Desert Springs Golf – Spaniens Wüste, Tour-Anspruch und ein Hauch Arizona 4 Minuten

Wer durch das spanische Hinterland fährt, erwartet vieles – aber kaum jemanden bereitet etwas auf den Moment vor, in dem man plötzlich einen langen, steilen Berg hinauffährt und oben eine resortartige Golfanlage entdeckt, die aussieht, als wäre sie direkt aus Arizona importiert. Desert Springs Golf wirkt schon bei der Ankunft exklusiv und sportlich zugleich. Perfekt gepflegte Fairways, ein Clubhaus mit internationalem Charakter und Betriebsamkeit überall: Kein Wunder, denn nur wenige Tage nach unserem Besuch sollte hier ein Profiturnier stattfinden. Die Menschen waren freundlich, aber sichtlich unter Strom – und genau das verlieh der Anlage diesen authentischen Tour-Vibe.

Der Platz selbst vermittelt von Beginn an eine besondere Mischung aus Eleganz und Anspruch. Vor allem von den hinteren Abschlägen wird klar, dass Desert Springs kein Wohlfühlplatz ist, sondern ein Kurs, der Spielern alles abverlangt. Jedes Hindernis ist bewusst ins Spiel gebracht, jeder Bunker, jedes karge Rough, jede Waste Area hat eine Funktion: Druck erzeugen, Entscheidungen erzwingen, Präzision belohnen.

Die Runde startet eindrucksvoll mit einem Par 5, das sofort Mut verlangt. Wer das Grün mit dem zweiten Schlag attackieren möchte, muss über eine Häuserreihe abkürzen – ein heroischer Schlag, der den Ton für die gesamte Runde setzt. Und dieser Ton lautet: Risiko wird belohnt, Unachtsamkeit bestraft.

Der Charakter des Platzes erinnert an moderne Links-Courses, kombiniert mit einem ausgeprägten mexikanisch-arizonischen Flair. Überall wachsen Kakteen, Wüstensträucher und trockenresistente Pflanzen, die den Fairways einen ganz eigenen visuellen Rhythmus geben. Man spielt hier nicht durch Wald oder Park – man spielt durch Wüste. Und je mehr man das akzeptiert, desto mehr beginnt man, die Anlage zu lieben.

Pfleglich gibt es an Desert Springs nichts auszusetzen – im Gegenteil. Der Platz präsentiert sich in einem nahezu makellosen Zustand. Die Fairways sind satt, die Grüns spurtreu und fest, die Bunker perfekt geformt. Man merkt sofort, dass dieser Kurs in regelmäßigen Abständen Schauplatz professioneller Turniere ist.

Spielerisch verlangt der Platz absolute Präzision. Wer das Fairway verfehlt, landet fast automatisch in einer Waste Area – technisch kein Strafschlag, aber in vielen Fällen eine Lage, die kaum kontrolliert zu spielen ist. Das Resultat: Der Driver muss sitzen und wer zu aggressiv wird, findet sich schnell in schwierigem Terrain wieder. Besser ist es, mit Bedacht zu spielen – und das Ego gelegentlich im Bag zu lassen.

Optisch bietet der Platz ein faszinierendes Gesamtbild. Kakteen und Sträucher verleihen ihm eine Atmosphäre, die irgendwo zwischen Wildem Westen und Mexiko liegt, ergänzt durch einzelne Wasserhindernisse, die strategisch eingesetzt sind. Die Inspiration des Layouts vom Desert-Golf in Arizona ist unverkennbar – nur dass man hier statt Coyoten eben hin und wieder freundliche Resortgäste trifft.

Das Signature Hole, Bahn 14 „Tiburon“, ist ein spektakuläres Par 3, das einen präzisen Schlag zwingend voraussetzt. Das Grün liegt wie eine kleine Insel in einem ausgetrockneten Flussbett und ist von zahlreichen Bunkern umgeben. Ein Loch, das Schönheit und Gefahr perfekt verbindet.

Ein weiteres Highlight ist die Bahn 1, die sich durch ein starkes Dogleg nach rechts auszeichnet. Mutige Spieler können über Häuser und Gärten abkürzen – ein Schlag, der beim ersten Versuch Überwindung kostet, aber bei Erfolg mit einem breiten Grinsen belohnt wird.

Und natürlich gab es wieder einen legendären „Oh No!“-Moment – inzwischen fast Tradition bei Grab Perfect. Erneut war es Finn, erneut war es der Driver und erneut traf er ausgerechnet einen anderen Abschlag. Dieses Mal allerdings reagierten die Spieler entspannt – die Kombination aus einem klaren FORE, einem Lächeln und einem geteilten Loch tat ihr Übriges.

Auch abseits der Spielbahnen überzeugt Desert Springs. Ein durchgängig präsenter Versorgungscart versorgte uns im perfekten Rhythmus mit kaltem San Miguel aus der Dose und kleinen Snacks – ein Detail, das eine ohnehin starke Runde noch angenehmer macht.

Der Platz richtet sich klar an ambitionierte Golfer. Von den weißen Abschlägen wird Desert Springs richtig anspruchsvoll, lange Löcher, enge Linien und strategisch platzierte Bunker sorgen dafür, dass nur präzises Spiel belohnt wird. Wer hier wild um sich schlägt, bringt seine Schläger häufiger in Gefahr als nötig.

Am Ende bleibt der Eindruck eines außergewöhnlichen Golfplatzes, der Wüstenvibes, Top-Pflege und sportliche Herausforderungen zu einem einzigartigen Erlebnis kombiniert. Desert Springs ist kein Platz für eine schnelle Wohlfühlrunde – es ist ein Kurs, der fordert, der Respekt verlangt und der gleichzeitig ein faszinierendes, fast filmreifes Ambiente bietet.

Grab Perfect Rating: 🟩 Birdie – ein Platz mit starkem Charakter, intensiver Atmosphäre und echtem Tour-Feeling.